Dr.Ing. Szczepan Marczyński - Clematis - Źródło Dobrych Pnączy

Dr. Ing. Szczepan Marczyński

 

Dr inż. Szczepan Marczyński

1969 schloss er das Studium an der Fakultät Gartenbau der Landwirtschaftlichen Universität in Warschau ab und erwarb 1973 den akademischen Grad des Doktors der Agrarwissenschaften. Er absolvierte einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Universität Cornell (1977–78) und einen achtmonatigen Forschungsaufenthalt in Boskoop/Niederlande (1987–88). Von 1970 bis Mitte der 90-er Jahre war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Fakultät Gartenbau der Landwirtschaftlichen Universität in Warschau. Er veröffentlichte 15 wissenschaftliche Arbeiten, 2 Bücher und über 100 populärwissenschaftliche Artikel. Auf der Suche nach neuen Pflanzen besuchte er fast alle europäischen Länder sowie die USA, Kanada, Neuseeland, China und Japan. Er ist Mitglied der International Plant Propagators' Society, der International Clematis Society, der British Clematis Society und des Verbandes Polnischer Baumschuler.

Władysław Noll und seine Clematis

Szczepan Marczyński

Władysław August Noll der erste polnische Züchter der Clematis hat in den Sechziger- und Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts mehrere hochwertige Sorten der Clematis gezüchtet und benannt. Auch wenn die meisten dieser Sorten nach seinem plötzlichen Tod im Jahre 1978 verschwunden sind, konnten später viele von ihnen glücklicherweise wiedergefunden werden.

Abb. 1 

Władysława Nolla habe ich persönlich nie kennengelernt. Nach der Verlegung unserer Baumschule nach Pruszków im Jahre 1995 habe ich eine Sammlung der Arten und Sorten der Waldreben (Clematis) und anderer Kletterpflanzen angelegt und Recherchen darüber gestartet. Die einzige damals allgemein verfügbare Informationsquelle über Władysław Noll und seine Clematissorten war das Buch „Powojniki” von Bolesław Sękowski, 1987. Erst 2004 nahm ich einen Kontakt mit Andrzej Frycz, dem Enkel von Noll auf Władysław Noll auf, der mir einige Unterlagen übergeben hat. Kurz danach folgte eine längere Pause in den Beziehungen mit den Nachkommen von Władysław Noll. Im November 2013 habe ich von Jan Frycz, dem Urenkel von Noll neue, allerdings auch sehr bescheidene Informationen, Dokumente und Bilder bekommen.

 

Władysław August Noll wurde im Mai 1900 als Sohn von Stanisław Noll und Helena, geborene Życzyńska, in Warschau geboren. Er studierte Agrarwissenschaften mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur. Gegen 1925 begann Noll Heilpflanzen zu sammeln und anzubauen. 1928 besichtigte er die Clematis-Sammlung der Familie Weiss in Złoczów bei Lemberg. Noll war sehr begeistert von diesen Pflanzen und auf der Basis von vier Sorten, die er dort erhalten hat, legte er seine eigene Sammlung an. Diese begleitete ihn später bei jedem Umzug – nach Posen, Zamość, Sopot und Warschau. Władysław Noll arbeitete bei der Bank Rolny, beim Woiwodschafts-Gericht, in der Firma Jaworscy und war auch Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft Sopocka Spółdzielnia Rybacka „Rybak” (Abb. 1). 1937 heiratete er Aniela Patro und 1938 kam ihre einzige Tochter Halina auf die Welt.

    
Abb. 2 drei Militärauszeichnungen: das Silberne Verdienstkreuz mit Schwertern,
den Tapferkeitsorden und den Silbernen Militärverdienstorden Virtuti Militari

Im September 1939 verteidigte Noll Warschau als Kompanieführer im Dienstgrad Leutnant beim 201. Infanterieregiment. Unter deutscher Besatzung arbeitete er nur gelegentlich, gründete auch ein kleines Bauunternehmen. Ab 1940 war er in der Widerstandsbewegung als Mitglied der polnischen Heimatarmee (AK) aktiv und nahm an Diversionsangriffen in Praga (Stadtbezirk von Warschau) teil. Im Warschauer Aufstand kämpfte er unter dem Decknamen „Gustaw-Orlicz”, zuerst in der Altstadt, dann in der Stadtmitte. Er war verletzt. Für den Mut und die Tapferkeit bekam er drei Militärauszeichnungen: das Silberne Verdienstkreuz mit Schwertern, den Tapferkeitsorden und den Silbernen Militärverdienstorden Virtuti Militari (Abb. 2 und 3) und wurde zum Hauptmann befördert. Nach der Niederlage des Warschauer Aufstandes schloss er sich der Zivilbevölkerung an, die aus Warschau vertrieben wurde. Es gelang ihm davon zu laufen und das Stadtbezirk Praga auf dem rechten Weichselufer zu erreichen. Dort trat er der Polnischen Volksarmee bei.  

 
Abb. 3 

 

Abb. 4  Władysław Noll

Nach dem Krieg war Noll in unterschiedlichen öffentlichen Instituten beschäftigt, wie Film Polski, Totalizator Sportowy und Akademie der Bildenden Künste Warschau, meistens als Buchhalter oder Finanzdirektor. Władysław Noll (Abb. 4) wohnte in Warschau in der Kaliska-Straße. 1963 zog er in ein Doppelhaus in der Okrężna-Straße im Stadtteil Sadyba um. Dort hatte er einen Garten mit einer Fläche von 350 m2, wo er seine Clematis-Sammlung aufbaute. Aus Mitteln, die Władysław Noll als Entschädigung für die durch den Staat enteigneten Grundstücke in Zamość erhalten hat, finanzierte er 1969 den Erwerb eines Grundstücks (3.300 m2) mit einem Haus im Dorf Bielawa (Gemeinde Konstancin-Jeziorna), 20 km südlich von Warschau. Nach Bielawa versetzte er auch seine Clematis-Sammlung. Bald zählte diese rund 200 Sorten, vor allem großblütige. Die meisten Sorten aus der Züchtung von Noll, haben patriotische Namen wie ‘Marszałek Piłsudski’,  ‘Żwirko i Wigura’, ‘Generał Sikorski’, ‘Maksymilian Kolbe’, ‘Lwowskie Orlęta’, ‘Stefan Starzyński’, ‘Gabriel Narutowicz’, ‘I Brygady Legionów’, ‘Obrońców Westerplatte’, ‘Armii Krajowej’, ‘Generał Rowecki’, ‘Generał Wachnowski’, ‘Antoni Kocjan’, ‘Moja Warszawa’, ‘Dzieci Warszawy’, ‘Batalionu Zośka i Parasol’, ‘Łączniczek AK’ und ‘Lekarzy AK’. Eine Dokumentation, auf deren Grundlage festgestellt werden könnte, wieviel Sorten Noll tatsächlich gezüchtet hat, liegt leider nicht vor. Auch die richtigen Namen seiner Sorten können in vielen Fällen nicht mehr eindeutig identifiziert werden, weil der Züchter seine Pflanzen oft umbenannt hat.

die populären Tageszeitung „Express Wieczorny”
vom 2. Juli 1977
die Wochenzeitschrift „Przyjaciółka”
Nr. 43 vom 24. Oktober 1976

Aus Platzmangel konnte Noll die Clematis nur beschränkt, vor allem durch Ableger vermehren. Wenn er mehr Pflanzen brauchte, beauftragte er mit der Vermehrung andere Gärtnereien im Südpolen oder den Jesuitenbruder Stefan Franczak in Warschau. Die Pflanzen aus eigener Zucht verkaufte er Garteninhabern.

In der polnischen Presse sind mindestens zwei illustrierte Beiträge über Władysław Noll und seine Clematis veröffentlicht worden: in der Wochenzeitschrift „Przyjaciółka” Nr. 43 vom 24. Oktober 1976 (S. 11) und in der populären Tageszeitung „Express Wieczorny” vom 2. Juli 1977.

Władysław Noll starb unerwartet am Schlaganfall am 24. August 1978. Die miteinander streitenden Familienangehörigen haben seine Sammlung nicht gesichert und einen großen Anteil der Dokumentation verbrannt. Viele Pflanzen sind gestohlen worden. Die anderen waren nicht mehr gepflegt und starben. Auch Pflanzenetikette sind verschwunden. Sorten, die nur in einem Exemplar bestanden, gibt es heute nicht mehr. Pflanzen ohne Etikette vermischten sich mit anderen Sorten. Im Verkehr sind nur zwei Sorten geblieben: ‘Niobe’ und ‘Generał Sikorski’
Władysław Noll stand im Schriftverkehr mit Baumschulen, Pflanzensammlern und botanischen Gärten, unter anderem in Großbritannien (z.B. Jim Fisk, Hillier&Sons, Treasures of Tenbury, Jackmans of Woking, Royal Gardens of Windsor), in den USA (American Horticultural Society, Steffen Clematis, Gilbert H. Wild and Son, George Clematis), in Deutschland (Botanischer Garten Dortmund und Botanischer Garten Düsseldorf, Gartenschau Erfurt und IGA Hamburg), und in der Sowjetunion (Botanischer Garten Jalta). Im Rahmen des Schriftverkehrs waren solche Themen wie Beschaffung neuer Clematissorten, Austausch und Verkauf von eigenen Sorten, die Pflege, Düngung, Krankheitsvorbeugung und die Pflanzenexposition angesprochen.

Abb. 5  der Brief vom 31. Oktober 1972 von Jim Fisk

Besonders rege war vermutlich der Schriftverkehr mit Jim Fisk(ich bin im Besitz von Kopien mehrerer Briefe zwischen Noll und Fisk), dem Eigentümer einer der berühmtesten britischen Clematisbaumschulen „Fisk Clematis”, die den Austausch und Verkauf von Clematissorten in Dutzenden von Ländern betreibt.
In einem Brief an Jim Fisk von 1970 (nicht genau datiert) schrieb Władysław Noll über seine Sorte ‘Halina Noll’, und im Brief vom 14. Dezember dankte Noll für die Bestätigung des Eingangs seiner drei Sorten (‘Generał Sikorski’, ‘Marszałek Piłsudski’ und ‘Niobe’ – erhalten ist das Pflanzengesundheitszeugnis für diese Sendung, datiert auf den 11. November 1971). In einem Brief vom 17. April 1971 berichtet Jim Fisk, dass ‘Halina Noll’ im Gewächshaus aufgeblüht ist, und am 2. Juli schreibt er wieder, dass diese Sorte auch im Freien schön blüht und die Besucher begeistert. Im Frühjahr blühte im Gewächshaus ‘Niobe’, auf, deren wunderschöne Blüten in einer für die Clematis seltener Farbe für den Blickfang sorgen. Jim Fisk schreibt auch über seine Absicht, diese Sorte erst dann öffentlich zu präsentieren, wenn sie in einer ausreichenden Menge vermehrt worden ist. In einem Brief vom  31. Oktober 1972 (Abb. 5)

 

Abb. 6  Seite 35 im J. Fisk Buch „The Queen of Climbers”, 1975

informiert er über die schön blühende Sorte ‘Generał Sikorski’, die an die Sorte ‘Ascotensis’ erinnert. In seinem Buch „The Queen of Climbers” von 1975 erwähnt Jim Fisk auf Seite 35 Władysław Noll und seine zwei Sorten – ‘Niobe’ (Abb. 6), und ‘Halina Noll’. In diesem Jahr hat er auch diese beiden Sorten auf den Markt gebracht. Dem Katalog der Baumschule „Fisk Clematis” ist zu entnehmen, dass, ‘Niobe’ mit einer Goldmedaille auf der Messe Herfstweelde'78 in Booskop, Niederlande ausgezeichnet wurde. Die Sorte ‘Generał Sikorski’ hat Jim Fisk erst 1980 auf den Markt gebracht, vermutlich aus dem Grund, dass er sie sehr ähnlich mit anderen nachgefragten Sorten gefunden hat. Auf dem polnischen Markt erschien ‘Generał Sikorski’ einige Jahre früher, genaue Angaben liegen allerdings nicht vor.

Ich arbeite daran, eine Sammlung polnischer Clematissorten aufzubauen. Die bisherigen Recherchen in den Katalogen, Gespräche mit Fachleuten und Anzeigen in der Presse waren erfolgreich. Auf diesem Wege konnte ich auf die Spur folgender Sorten von Władysław Noll in Polen kommen: ‘Dzieci Warszawy’, ‘Książę Albert Belgijski’, ‘Gabriel Narutowicz’ und ‘Maksymilian Kolbe’. Die Sorte ‘Halina Noll’ fand ich in der Brewster Rogerson Clematis Collection in den USA und konnte sie mit der nicht zu überschätzenden Unterstützung von Brewster Rogerson und Linda Beutler nach Polen einführen. Nach den sonstigen vergessenen Sorten dieses Züchters suche ich weiter. Alle, die mir dabei weiterhelfen könnten, bitte ich um Kontakt (E-mail: clematis1@clematis.com.pl).

 

Clematissorten aus der Züchtung von Władysław Noll in der Kollektion der Baumschule Clematis Źródło Dobrych Pnączy

Alle Clematissorten von Władysław Noll gehören zu der Gruppe großblütiger frühblühender Clematis.

Clematis 'Dzieci Warszawy'
  • ‘Dzieci Warszawy’ Eine Sorte mit hellvioletten Blüten (Durchmesser 12–17 cm), die aus 8 leicht gewellten Blättern mit einer Länge von 6-8 cm und Breite von 3–4 cm bestehen. Blütezeit vom Juni bis August. Im Herbst bekommen die Blätter einen dunkelvioletten Streifen in der Mitte. Die Staubblätter haben violette Staubbeutel an rosaweißen Fäden. Wuchshöhe bis 2 Metern. Die Pflanze wächst an Gittern, Stäben und anderen Rankhilfen, sie kann auch an natürlichen Rankhilfen klettern. Mit dem Namen ‘Dzieci Warszawy’ (auf Deutsch: Warschauer Kinder) ehrte Władysław Noll Jugendliche, die sich im besetzten Warschau während des zweiten Weltkrieges in die Widerstandsbewegung engagiert und am Warschauer Aufstand (militärische Erhebung vom 1. August bis zum 3. Oktober 1944) teilgenommen haben. Die Jugendlichen kämpften gegen die Besatzungstruppen, organisierten Diversionsangriffe, waren als Meldegänger, Postmitarbeiter oder Rettungssanitäre eingesetzt.
Clematis 'Gabriel Narutowicz'
  • ‘Gabriel Narutowicz’ Eine Sorte mit rosavioletten Blüten (Durchmesser 15–20 cm), die aus 6–8 Blättern mit einer Länge von 7–10 cm und Breite von 4–5 cm bestehen. Die Staubblätter haben violette Staubbeutel an langen cremerosa Fäden. Blütezeit vom Juni bis August. Wuchshöhe bis zu 2 Metern. Die Sorte wächst an Gittern, Stäben und anderen Rankhilfen. Sie kann auch an natürlichen Rankhilfen wie Laub- und Nadelsträucher oder Zwergsträucher klettern, die keinen starken Schnitt brauchen. Gabriel Narutowicz wurde 1922 zum ersten polnischen Staatspräsidenten gewählt und in diesem Jahr durch einen Attentäter erschossen.

 

 
 
 
 
Clematis 'Generał Sikorski'
  • ‘Generał Sikorski’ Eine der am meisten nachgefragten Sorten mit hellblauen, am Ansatz rötlichen Blüten (Durchmesser 13–16 cm), die aus 6–8 Blütenblättern mit einer Länge von 6–8 cm und Breite von 4–5 cm bestehen. Die violetten Staubbeutel hängen an langen cremerosa Fäden. Die Pflanze blüht reichlich vom Juni bis Juli und dann weniger reichlich bis in den Oktober hinein. Empfohlen für Begrünung von Zäunen, Wänden, Lauben, Pergolen, Gittern und Holzstützen, insbesondere an sonnigen Standorten. Sie kann an natürlichen Rankhilfen wie Laub- und Nadelsträucher oder Zwergsträucher klettern. Geeignet auch als Kübelpflanze. Władysław Eugeniusz Sikorski (1881–1943) war polnischer General und verdienter Politiker, nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 Ministerpräsident der Polnischen Exilregierung, zuerst in Frankreich und anschließend in Großbritannien. Sikorski war auch oberster Befehlshaber der polnischen Luftwaffe, die an der Seite der Alliierten kämpfte, und der Heimatarmee (AK) – der polnischen militärischen Widerstandsorganisation in dem von Deutschland besetzten Polen. Er starb beim Sturz seines Flugzeuges in Gibraltar am 4. Juli 1943. Die Ursachen des Sturzes sind bis heute nicht geklärt worden.
Clematis 'Halina Noll'
  • ‘Halina Noll’ Eine Sorte mit weißen, leicht rosa gefärbten Blüten (Durchmesser 15–17 cm). Die Blüten sind an den alten Trieben gefüllt und an den neuen einfach. Die Blütenblätter mit einer Länge von 48 cm und Breite von 1,5–3 cm sind oval bis rautenförmig. Die gelben Staubbeutel hängen an creme Fäden. Die Pflanze blüht an den alten Trieben im Mai und Juni, und an den neuen Trieben vom Ende Juli bis Ende August. Wuchshöhe bis zu 2,5–4 Metern. Die Sorte wächst und blüht am besten an sonnigen Standorten. Besonders gut kommt sie vor einem dunklen Hintergrund zur Geltung. Sie klettert an Gittern, Stäben und anderen Rankhilfen sowie an natürlichen Rankhilfen wie Laub- und Nadelsträucher. Die Pflanze trägt den Namen der einzigen Tochter von Władysław Noll.
Clematis 'Książe Albert Belgijski'
  • ‘Książę Albert Belgijski’ Eine Sorte mit hellviolett-blau-rosa Blüten (Durchmesser 15–17 cm), die aus 8–9 leicht gewellten Blättern mit einer Länge von 7–8 cm und Breite von 4–4,5 cm bestehen. Blütezeit vom Juni bis August. Im Herbst bekommen die Blätter einen scharlachvioletten Streifen in der Mitte. Die violetten Staubbeutel sitzen an nuanciert rosa, unten weißen Fäden. Wuchshöhe bis zu 2,5 Metern. Empfohlen für sonnige und halbschattige Standorte. Die Pflanze klettert an Gittern, Stäben und anderen Rankhilfen, auch an natürlichen Rankhilfen. Genannt zu Ehren des Prinzen Albert, in den Jahren 1993–2013 König Albert II. von Belgien.
Clematis 'Maksymilian Kolbe'
  • ‘Maksymilian Kolbe’ Eine Sorte mit lila-rosa Blüten in Sternform (Durchmesser 15–18 cm), die aus 6–8 Blättern mit einer Länge von 7,5–10 cm und Breite von 2,5–4,5 cm bestehen. Die Blütenblätter sind am Rande leicht gewellt und haben einen rosa Streifen in der Mitte. Mit der Zeit verblasen die Blüten und werden hellviolett. Die Staubblätter haben violett-creme Staubbeutel an creme Fäden. Die Pflanze blüht vor allem im Mai und Juni, einzelne Blüten entfalten sich auch im Juli und August. Wuchshöhe bis zu 3 Metern. Die Sorte kann an allen Standorten wachsen, ausgenommen südlich exponierte Lagen. Sie wird an Gittern, Stäben und anderen Rankhilfen gepflanzt. Benannt zu Ehren des polnischen Franziskaners Maximilian Maria Kolbe, Heiligen der römisch-katholischen Kirche, der im August 1941 für einen ihm unbekannten Mithäftling in den Hungerbunker im KZ Auschwitz im durch Deutschland besetzten Polen freiwillig ging und dort ermordet wurde.

 

Clematis 'Niobe'
  • ‘Niobe’ Eine der am meisten nachgefragten Sorten. Sie hat große, samtige, dunkelrote, zuerst fast schwarze Blüten mit gelben Staubbeuteln. Die Pflanze blüht sehr reichlich im Juni und August-September. Wuchshöhe bis zu 2 Metern. Empfohlen für Begrünung von Zäunen, Wänden, Lauben, Pergolen, Gittern und Holzstützen. Sie kann an natürlichen Rankhilfen wie Laub- und Nadelsträucher oder Zwergsträucher klettern. Geeignet auch als Kübelpflanze. Die Sorte trägt den Namen der Königin von Theben. Die Götter ließen Niobe erstarren und ihre Kinder töten.

Der vorstehende Beitrag entstand aufgrund meines Beitrags, der in „Clematis International 2014” (S. 82–93), der Jahresschrift der „International Clematis Society” veröffentlicht wurde.

Literatur

  • Fisk J., „The Queen of Climbers”, Fisk’s Clematis Nursery, Westleton 1995, s. 22, 26, 35, 44, 80, 82, 91.
  • Fisk Clematis, Fisk Clematis Nursery, s. 12.
  • Franczak S., rękopis, s.26.
  • Sękowski B.,  „Powojniki”, PWRiL, Warszawa 1987, s. 23, 30–31,96, 101, 107, 167, 178. 

 

Klärung der Missverständnisse bezüglich des Züchters und des Namens der Clematissorte ‘Generał Sikorski’

Szczepan Marczyński

Mit diesem Beitrag möchte ich ein Missverständnis im Zusammenhang mit der Herkunft der Sorte ‘Generał Sikorski’, klären, das Mitte der Neunzigerjahredes 20. Jahrhunderts entstanden ist.

 
 
Clematis 'Generał Sikorski'

Als ich 1996 mit dem Jesuitenbruder Stefan Franczak gesprochen habe, stellte er fest, dass ‘Generał Sikorski’ mit seiner Sorte ‘Jadwiga Teresa’ identisch sei. Er vermutete dabei, Władysław Noll habe sich diese Sorte angeeignet. Als Begründung für diese Vermutung erläuterte er, dass er sich gegen 1970 verpflichtet habe, Clematis für Władysław Noll gegen eine im Voraus geleistete Vergütung zu vermehren. Da viele Stecklinge gestorben waren, hatte er Probleme. Der Rektor des Jesuitenkollegs hat ihn beraten, Noll als Ersatz andere Pflanzen anzubieten. Jesuitenbruder Franczak folgte dem Rat und lieferte Noll mehrere Stücke seiner Sämlinge, die noch keinen Namen hatten. Diese Aussage überraschte mich, weil Franczak diese beiden Sorten (‘Generał Sikorski’ und ‘Jadwiga Teresa’) doch über viele Jahre, wenn Władysław Noll noch lebte, kultiviert und in seinen Veröffentlichungen beschrieben hat, ohne einen Zweifel oder Klärungsbedarf geäußert zu haben. Franczak antwortete, er habe nie erwartet, dass so was passieren könnte.

Kurz nach diesem Gespräch hat mich Raymond Evison im Zusammenhang mit einem Beitrag in „The Garden” um Informationen über Władysław Sikorski und die Clematissorte ​​‘Generał Sikorski’ gebeten. Ich haben ihm die gewünschten Daten geschickt und am Rande erwähnt, dass Jesuitenbruder Franczak Władysław Noll die Aneignung und Umbenennung seiner Sorte vorwirft. Ich habe nicht vermutet, dass Raymond Evison diese Informationen ungeprüft und ohne Vorbehalt veröffentlichen wird. Nach der Veröffentlichung in „The Garden” (März 1997, S. 195, nachgedruckt in „Clematis International 1996/7”, S. 54–55) nahm Victoria Matthews den Kontakt mit Stefan Franczak auf und aufgrund der erhaltenen Informationen schrieb sie für „Clematis International 1999” (S. 44 ) einen Beitrag, in dem sie den Vorwurf wiederholt hat, dass die durch den Jesuitenbruder Franczak 1965 gezüchtete und 1975 auf den Markt gebrachte Sorte ‘Jadwiga Teresa’ durch Władysław Noll auf ‘Generał Sikorski’ umbenannt wurde. In einem Brief an Victoria Matthews habe ich eingehend erläutert, dass der Fall gar nicht klar ist, weil Franczak mir nicht gesagt hat, dass er Noll eine benannte Pflanze gegeben hat. Auffallend ist dabei, und darauf habe ich auch hingewiesen, dass Franczak die Ähnlichkeit zwischen den beiden Sorten über viele Jahre gar nicht gemerkt und seinen Zweifel erst 20 Jahre nach dem Tod von Władysław Noll zum Ausdruck gebracht hat. Mary Tooey und Everett Leed gingen in ihren Buch „An Illustrated Encyclopedia of Clematis” von 2001 noch weiter. Sie stellten ohne Vorbehalt fest, dass es sich bei der Sorte 'Generał Sikorski' tatsächlich um die Sorte 'Jadwiga Teresa' handelt, die durch Władysław Noll umbenannt wurde (S. 231). Die Verwirrung nahm zu. Victoria Matthews berücksichtigte zum Teil meine Bedenken und gab in „The International Clematis Register and Checklist 2002” (S. 112) zu, dass der richtige Name dieser Sorte ‘Generał Sikorski’ ist. Anschließend betonte sie, dass Władysław Noll doch wohl diese Sorte umbenannt habe. In „Timber Press Pocket Guide To Clematis” von Mary Toomey (S. 91–92) wurden meine Zweifel zum Teil berücksichtigt. Dort finden wir eine Beschreibung und Abbildung der Sorte ‘Generał Sikorski’ ohne weiteren Kommentar. Die Sorte ‘Jadwiga Teresa’ ist nicht erwähnt.

Das Missverständnis entstand aufgrund der Erklärung einer fast 80-jährigen Person rund 20 Jahre nach dem Tod eines der Betroffenen, ohne Nachweis in Dokumenten. Ich war nie im Besitz der Sorte ‘Jadwiga Teresa’ und konnte daher die beiden Sorten nicht miteinander vergleichen. Ich vermute, dass auch keiner der Autoren diese Sorte gesehen habe.

Abb. 7  Die ersten Aufzeichnungen über den Setzling 32–72
stammen aus dem Jahr 1972. Gemäß
einer nachträglichen Aufzeichnung von 1973
wurde diese Pflanze ‘Jadwiga Teresa’ genannt

Der Fall konnte erst einige Jahre nach dem Tod des Bruders Franczak geklärt werden, als ich sein Notizbuch mit chronologischen Aufzeichnungen über Sämlinge aus dem Jesuitengarten in Warschau gefunden habe. Alle gefundenen Sämlinge sind durch Stefan Franczak beschrieben und mit laufender Nummer und Datum versehen worden. Er hat diese Aufzeichnungen laufend ergänzt, wobei die ergänzenden Aufzeichnungen nicht immer datiert sind. Die nachträglichen Aufzeichnungen wurden mit unterschiedlichen Kugelschreibern, oft zwischen den schon bestehenden Zeilen vorgenommen. Das betriff auch die Namen der Sorten, die Franczak nachträglich benennen wollte. Es fiel mir nicht einfach, den Inhalt dieser Aufzeichnungen zu verstehen, geschweige denn davon Gebrauch zu machen. Ich musste auch aufpassen, dass dieses wertvolle Dokument beim Blättern geschont wird. Daher habe ich den Inhalt des Notizbuches in die Excel-Tabelle kopiert und jede Seite des Notizbuches mit Verweis auf die Nummer des Setzlings gescannt. Diese Datei habe ich 2011 einigen Personen gezeigt, unter anderem Duncan Donald von Royal Horticulture Society, der für die internationale Eintragung der Sorten von Clematis zuständig ist.

Die Beschreibungen im Notizbuch beginnen 1970. Die erste Aufzeichnung betrifft den Setzling mit der Nummer 1–70 (die zweite Zahl bezieht sich auf das Jahr), der nachträglich den Namen ‘Solina’ erhalten hat. Die ersten Aufzeichnungen über den Setzling 32–72 stammen aus dem Jahr 1972. Gemäß einer nachträglichen Aufzeichnung von 1973 wurde diese Pflanze ‘Jadwiga Teresa’ genannt (Abbildung 7). Die Frage, warum Bruder Franczak Ende der Neunzigerjahre einen Zweifel an den Rechten von Noll an der Sorte ‘Generał Sikorski’ hatte, bleibt offen. Als Stefan Franczak in seinem Notizbuch die erste Aufzeichnung über ‘Jadwiga Teresa’ gemacht hat, blühte schon die Sorte ‘Generał Sikorski’ von Władysław Noll im Garten von Jim Fisk. Das menschliche Gedächtnis ist trügerisch, insbesondere im fortgeschrittenen Alter. In den Neunzigerjahren pflegte ich enge Kontakte mit Stefan Franczak und merkte damals, dass er oft Tatsachen vergessen oder verwechselt hatte.

Aus dieser Geschichte ist eine Lehre zu ziehen: Vorwürfe sind sehr vorsichtig und erst nach einer eingehenden Prüfung aller Gegebenheiten öffentlich zu machen.

Der vorstehende Text entstand aufgrund meines Beitrags, der in der Jahresschrift „Clematis International 2014” (S. 82–93) von „International Clematis Society” in englischer Sprache veröffentlicht wurde.

Literatur

  • Evison R.  „The Garden”, Clematis ‘General Sikorski’, Vol. 122, Part 3, March 1997, s. 195.
  • Evison R.  „Clematis International 1996/7”, Clematis ‘General Sikorski’, s. 54–55.
  • Fisk J., „The Queen of Climbers”, Fisk’s Clematis Nursery, Westleton 1995, s. 22, 26, 35, 44, 80, 82, 91.
  • „Fisk Clematis”, bez daty, Fisk Clematis Nursery, s. 12.
  • Franczak S., rękopis, s.26.
  • Matthews V., „Clematis International 1999”, ‘General Sikorski’&‘Jadwiga Teresa’,  s. 44.
  • Matthews V., „Clematis Register & Checklist 2002”, The Royal Horticulture Society, London 2002, s. 112.
  • Sękowski B.,  „Powojniki”, PWRiL, Warszawa 1987, s. 23, 30–31, 96, 101, 107, 167, 178.
  • Toomey M. and Leeds Everett, “An Illustrated Encyclopedia of Clematis” Timber Press Inc., Portland 2001, str. 231
  • Toomey M., „Timber Press Pocket Guid To Clematis”, Timber Press Inc., Portland 2006, s. 91–92.